Die Poebene hat sich während des Pliozän, vor 5-2 Millionen Jahren, als das Meer die Alpen und den Apennin umspülte, und der Würm-Kaltzeit, der letzten Eiszeit vor 75.000 bis 10.000 Jahren, herausgebildet. Die Küstenlinie der Adria hat sich erst vor 5-6.000 Jahren stabilisiert, weshalb wir von diesem Zeitpunkt den Evolutionsprozess der Po-Mündung mit relativer Genauigkeit verfolgen können.
Bronzezeit (vor 5.000 Jahren)
Emilia, was zur Entstehung von zwei Flussarmen führt: dem Po di Adria im Norden und dem Po di Spina im Süden.
8. Jahrhundert v. Chr.
Eine große Flut bei Sermide verlegt den Po di Adria, und der neue Flussverlauf führt an Calto und Stellata vorbei und vereint sich erneut mit dem Po di Spina.
Etruskische Epoche (6.-5. Jahrhundert v. Chr.)
Die große Aktivität des Po di Spina führt unterhalb von Ferrara zur Aufgabelung in zwei Flussarme: So entstehen die Olana (später Volano) und der Padoa (auf den der Name Po zurückgeht), der in der Antike auch als Eridanus bekannt war. Die Olana, die einen Nebenlauf namens "Gaurus" hatte (daher der Name Goro), floss in der Nähe von Mesola ins Meer.
Römerzeit
Das Delta dehnte sich südlich von Comacchio aus, während Adria sich in einer Bucht befand.
6.-7. Jahrhundert n. Chr.
Verschwinden des Po di Spina. Die Sümpfe bei Comacchio dehnen sich aus, was zur Entstehung des Po di Volano im Norden sowie des Po di Primaro im Süden beitrug. An der Flussgabelung entstand die Stadt Ferrara.
Jahr 1000
Die Landgewinnung an den Ufern des Po di Volano durch die Benediktiner von Pomposa sowie die daraus folgende Absenkung des Untergrunds führte zum Eindringen großer Mengen von Salzwasser in die Sumpfgebiete des Pos, wodurch die Landschaft sich erneut veränderte. Im Hochmittelalter floss der Po südlich von Ferrara vorbei, während Mesola eine Meeresinsel war.
1152
Ein schweres Hochwasser verursachte die Zerstörung von Ficarolo, und der Fluss veränderte seinen Lauf in einer geraden Linie Richtung Norden. In den folgenden Jahrhunderten dehnte sich auch das Delta langsam in die gleiche Richtung aus. Die Flussarme weiteten sich Richtung Nord-Osten aus, wodurch der Wasserdurchfluss in Richtung Po di Primaro und Po di Volano abnahm. Trotz der Intervention der Este, die den Reno in das alte Flussbett umleiteten, war die fortschreitende Verlandung des Po di Ferrara unaufhaltsam.
1598
Alfonso II, der letzte Herzog von Este, verstirbt, und das Herzogtum Ferrara geht an den Kirchenstaat über. In der Zwischenzeit dehnte sich das Delta über die Flussarme di Tramontana, di Levante und di Scirocco nach Norden aus. Insbesondere der Po di Tramontana führte aufgrund seiner Sedimentablagerungen zur Anhebung des Untergrunds der Lagune in Richtung Chioggia.
1600-1604
Da die Sorge bestand, dass die Ausdehnung des Deltas in Richtung zur Verlandung der Lagune von Venedig führen könnte, wurde der Po zu Beginn des 17. Jahrhunderts durch einen künstlichen Kanal, der dem heutigen Flussbett entspricht, nach Süden bis zur Lagune von Goro umgeleitet. Dieser Eingriff, auch als "Taglio di Porto Viro" bekannt, zog die Bildung des modernen Deltas nach sich. Das alte Flussbett wurde zu einer befahrbaren Wasserstraße, dem Kanal Bianco-Po di Levante. Während sich das Delta vor dem Jahr 1600 jährlich um etwa 53 Hektar ausdehnte, belief sich die Landzunahme zwischen 1604 und 1840 auf 135 Hektar pro Jahr.
Die Jahre nach dem "Taglio di Porto Viro"
Infolge des "Durchstichs" im Jahre 1604 bildeten sich im Laufe weniger Jahrzehnte immer neue Landgebiete. Dieses Phänomen löste unter dem venezianischen Adel ein hektisches Treiben um den Landkauf aus. In historischen Dokumenten wurden diese Grundstücke als "le Marine" bezeichnet, was auf die enge Verbindung mit dem Wasser hinweist, während die Kaufverträge als "Meereswellen-Verkäufe" galten. Das Ackerland diente dem Reisanbau und war in ständiger Gefahr, da es von sehr niedrigen Deichen umgeben war, die jahreszeitenbedingt überschwemmt wurden, so dass es zu einer langsamen Landgewinnung durch Landanhebung kam, die andererseits jedoch oft die Erntevernichtung mit sich führte. Diese Situation verhinderte den Bau prächtiger, für das venezianische Hinterland typischer Villen, und führte stattdessen zur Errichtung von Gebäuden, die von lokalen Bauern bewohnt waren, denen die Verwaltung der Ländereien von den Eigentümern aufgetragen wurde. Mitte des 18. Jahrhunderts wiesen die Landkarten bereits die Villen der Familien Tiepolo, Farsetti und Dolfin in den auch heute noch gleichnamigen Orten auf.
19. Jahrhundert
Die Osterweiterung des Po und seiner Flussarme verursachte die Versandung der Lagune von Goro und führte zur Entstehung der Gemeinde von Porto Tolle, zur Verlängerung der Isola di Ariano sowie zur Bildung der Lagune von Scardovari. Mitte des 19. Jahrhunderts zogen viele Landgüter Venetiens erhebliche Kapitalinvestitionen an, und zwar dank des Unternehmergeistes der Eigentümer, der Verwendung von Dampfmaschinen sowie des Einsatzes der ersten Landmaschinen. Unternehmergeist und Innovation konnten jedoch nicht verhindern, dass es zu Meeresüberschwemmungen kam und der Fluss sich seinen Weg bahnte. Eine ganzheitliche Trockenlegung der Gebiete, die über die Landgewinnung einzelner Grundstücke hinausging, wurde erforderlich.
Die Einheit Italiens
Mit dem Baccarini-Gesetz von 1882, dem ersten Gesetz, das den Landgewinnungs-Konsortien eine staatliche Finanzierung gewährte, wurde die Trockenlegung ganzer
Landstriche ermöglicht, einschließlich der Isola di Ariano, infolge des Baus der Pumpstation Ca' Vendramin. Auf diese Weise nahmen die großen Trockenlegungskampagnen ihren Anfang.
40er Jahre
Die Entdeckung eines Methanvorkommens (methanhaltiges Wasser) und deren anschließende Förderung führten zu einem Absinken des Untergrunds von mehr als 3,50 m u. d. M. Das Wasser, das aus den ersten 250-300 m Lockersedimenten extrahiert wurde, gab, sobald es die Oberfläche erreichte, Methan-Gas bei niedrigem Druck frei. Die Extraktion des Wassers sowie die Frischwassergewinnung für den Haushalt und die Industrie trugen in der Nachkriegszeit zu einer weiteren Absenkung des Deltas bei, so dass viele bereits trockengelegte Flächen wieder überflutet wurden.
1951
Unterhalb von Ferrara hatte der Po aufgrund der immer höheren Dämme seinen Lauf beschleunigt, so dass es zu immer extremeren Wasserhochständen kam. Der Rekordwert wurde am 14. November 1951 erreicht: Die Deiche brachen bei Occhiobello, was zur Überschwemmung des gesamten Polesine-Gebiets führte.
2000
Derzeit befindet sich das Podelta komplett unterhalb des Meeresspiegels, mit Ausnahme seiner Deiche, Sandbänke und fossilen Dünen. Das Wassermanagement ist der Kontrolle des Landgewinnungs-Konsortiums Delta Po-Adige unterstellt, das mithilfe eines großen hydraulischen Entwässerungssystems aus Pumpstationen mit einer Leistung von 6.000-7.000 kW jährlich eine Milliarde Kubikmeter Wasser in die Entwässerungskanäle abpumpt.